Des Fehlerteufels Werk!

Ein wirklich dicker Schinken, fast schon ein Bildband mit einem Roman drin. Ungefähr 500 Seiten Text mit Randnotizen und -skizzen auf schönem Volumenpapier gedruckt. Liegt nicht gerade leicht in der Hand (nicht gut im Bett zu lesen), aber dennoch leichte Lesekost, einfach köstlich diese Geschichte um den Karthographen T.S.Spivet aus Montana (USA, die Gegend, aus der auch der "Pferdeflüsterer" stammt.)  Die Spivets auf ihrer COPPERTROP RANCH haben meine ganze Aufmerksamkeit verdient. Allen voran der zwölfjährige Tecumseh Sparrow (T.S.), der Held und Ich-Erzähler dieses Romans mit der eigentümlichen Leidenschaft und Fähigkeit, sein Leben und seine Eindrücke in Form von Skizzen und Karten in wahrhaft wissenschaftlicher Qualität auf Papier zu bringen. Sein ehrgeiziges Ziel ist es, (...eine brauchbare Karte der Welt zu erschaffen...genau hinzusehen), er fragt sich, (ist es möglich, den gesamten Inhalt der Welt zu sammeln?) An dieser Karte arbeitet er akribisch, und seine Familie gibt seiner frühen wissenschaftlichen Neugier reichlich Nahrung. Vielleicht gerade auch deshalb, weil sie unterschiedlicher wohl kaum sein kann. Sein Vater ist durch und durch Cowboy mit einer archaischen Sicht auf die Welt und das Leben. Sein älterer Bruder Layton, der auf tragische Weise ums Leben kommt, ist seine große Bruderliebe und der, der in die Fußstapfen des Vaters tritt. TS stapft bei seinem Dad eher in alle möglichen Fettnäpfchen, er folgt da eher den genetischen Spuren seiner Mutter, die Geologin ist und von ihm im gesamten Roman "DR. CLAIR" genannt wird. Und dann gibt es noch Grazie, seine ältere Schwester, die meistens herumzickt und ihre Familie samt TS einfach nur schrecklich findet. Mit einem Kaugummiband lässt sie sich vom kleinen Bruder aber immer wieder gern versöhnen.  Eigentlich hätte TS Spivet auf der Ranch in Montana eine ruhige Jugend als talentierter, wissentschaftlicher Sammler und Karthograph verbringen können, wäre da nicht der Ruf nach frühem Forscherruhm in seine Ranchbude geflattert. Das legendäre Naturkundemuseum "SMITHSONIAN" aus Washington DC hat ihm einen wichtigen Preis verliehen und lädt ihn ein zur großen Preißverleihungsgala,auf der er eine Rede halten soll. Niemand vermutet aufgrund seiner hervorragenden Arbeiten, dass er noch ein kleiner Junge ist. Schuld an allem sind seine Mutter und sein Mentor Dr. Yorn, die die Bewerbung um den Preis abgeschickt hatten. So machte er sich auf eine abenteuerliche Reise gen Osten, natürlich mit der Eisenbahn als blinder Passagier. Es ist auch eine Reise in die Familiengeschichte und in die Geschichte der USA. Das "Wunderkind", der "Kartenjunge" macht das, was eigentlich jeder Mensch versucht: "Man kann nur seine Bestimmung erfüllen." Liebe Bücherfreunde, nach diesem Roman sehen Sie die Welt und das Leben mit anderen Augen, vor allem schärfer, mit "Kartenjungenaugen"...